Beteiligung: Gesellschaftliches und demokratisches Engagement

Einleitung

Die Unterrichtseinheit (UE) ist in 3 Module zu jeweils ca. 45-55 Minuten unterteilt. Zusätzlich muss Zeit für die Vorstellung des Ablaufs, eventuell für das Kennenlernen innerhalb der Gruppe, Pausen, Energizer-Spiele sowie Abschluss und Feedback eingerechnet werden.

Die Unterrichtseinheit möchte die Teilnehmenden anregen, sich aktiv in ihrem Umfeld zu engagieren und Gesellschaft mitzugestalten. Dazu werden mittels interaktiver Übungen globale Zusammenhänge vorgestellt und deren Auswirkungen auf das eigene Leben reflektiert. Im weiteren Verlauf überlegen die TN, welche Themen sie besonders interessieren, und diskutieren über Schritte, die sie im eigenen Alltag erreichen wollen. Damit die Auseinandersetzung nicht nur auf der theoretischen Ebene verbleibt, soll es im letzten Teil um Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten vor Ort der jeweiligen TN-Gruppe gehen.

Hintergründe

Grundlegend für die Einsicht in die Relevanz und Bedeutung von demokratischen Prozessen ist für Jugendliche, dass sie sich wahr- und ernstgenommen fühlen und Erfahrungen der Selbstwirksamkeit machen. Ein wichtiger Schritt besteht darin, Möglichkeiten der aktiven Beteiligung für Jugendliche zu schaffen, in denen sie sich ausprobieren und lernen können aber auch die Erfahrung machen, dass ihr Engagement etwas bewirkt.

Dies ist gerade in der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation besonders wichtig, die von einer Vielzahl an komplexen Herausforderungen geprägt ist. In empirischen Studien wie den sog. „Mitte-Studien“ zeigt sich wiederholt, dass es für viele Menschen eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen dem demokratischen Teilhabeversprechen und den tatsächlichen Einflussmöglichkeiten gibt. Dieses „Gefühl der politischen Machtlosigkeit“ (Zick/Küpper 2021, S. 50) führt dazu, dass über 36,4% der Bevölkerung für sich eher keine Möglichkeit sehen, sich in ihrem Umfeld politisch zu beteiligen und weitere 18,3% dies nur eingeschränkt tun (ebd., Tab. 2.1). Gefühle der Machtlosigkeit, des Kontrollverlusts und der mangelnden Selbstwirksamkeit wiederum begünstigen antidemokratische und menschenfeindliche Einstellungen (ebd.) und die Affinität zu Verschwörungserzählungen (Nocun/Lamberty 2020). Bei Jugendlichen, die in Identitätsfindungsprozessen stecken und beginnen, sich auch politisch zu sozialisieren, ist dies besonders kritisch.

Es sollten daher konkrete Beteiligungsoptionen für Jugendliche aufgezeigt und im Umfeld geschaffen werden. Gibt es Beteiligungsmöglichkeiten, dann erhöhen sich die Chancen auf ein gefestigtes Menschenrechts- und Demokratieverständnis. Die Einbeziehung von Jugendlichen ermöglicht ihnen einen Lernraum, in welchem sie die eigenen Meinungen und Ideen artikulieren, weiterentwickeln und vertreten müssen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich auch die Jugend vielfältig und vielgestaltig zeigt und nicht als ein homogenes Ganzes verstanden werden darf. Jugendliche sind an unterschiedlichen Fragen und Themen interessiert und vertreten unterschiedliche Meinungen. Neben Freizeitthemen wie Hobbys, Musik, Sport usw. sind Jugendliche auch für gesellschaftspolitische Fragen erreichbar - vorausgesetzt, diese werden für Jugendliche interessant und zugänglich aufbereitet und als für das eigene Leben relevant angesehen. Deshalb sind vielfältige Zugänge notwendig, um Interesse zu wecken und Engagement zu befördern. Ob nun in Schule, selbstorganisiert oder in einem bereits bestehenden institutionellen Rahmen wie in Vereinen, Nichtregierungsorganisationen oder Jugendverbänden ist dabei nicht maßgeblich. Wichtig ist die Möglichkeit, gleichberechtigt mitgestalten zu können.

Wer sich engagiert, verändert die Welt Stück für Stück. Dies muss für Jugendliche erfahr- und erlebbar sein.

Quellenhinweise

Nocun, Katharina/Lamberty, Pia: Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen. Köln 2020.

Zick, Andreas/Küpper, Beate (Hg.): Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21. (Hg. Für die Friedrich-Ebert-Stiftung v. Franziska Schröter). Bonn 2021.