Werte - Grundlagen unseres Zusammenlebens

Einleitung

Die Unterrichtseinheit besteht aus 3 inhaltlichen Modulen und umfasst inklusive der Pausen ca. 4 Zeitstunden. Zusätzlich muss Zeit für die Vorstellung des Ablaufs, eventuell für das Kennenlernen innerhalb der Gruppe, Pausen, Energizer-Spiele sowie Abschluss und Feedback eingerechnet werden.

Die Unterrichtseinheit zum Thema „Werte – Grundlagen unseres Zusammenlebens“ ist als Präventionseinheit gedacht. Bevor wir in den Bereich Fake News und Verschwörungstheorien eintauchen und die Teilnehmer:innen mit abwertenden und ausgrenzenden Inhalten konfrontieren, wollen wir im Vorfeld die Wichtigkeit von demokratischen Grundlagen für das gesellschaftliche Zusammenleben aufzeigen und festigen. Den Teilnehmer:innen soll bewusst werden, wie sehr sie selbst, ihr Umfeld in Familie und Freundeskreis und Menschen in verschiedensten Kontexten und Funktionen (im Berufs-, Vereinsleben oder in der Politik) von Weltbildern und Werten geprägt sind. Wie dieses Zusammenleben gelebt wird, hängt auch von den jeweils gelebten Wertevorstellungen ab.

Dabei wollen wir im Schwerpunkt für die Inhalte und Vorteile demokratischer und menschenrechtlich basierter Prozesse sensibilisieren. Diese bilden die Grundlage für einen Umgang im gegenseitigen Respekt, interkulturellem Verständnis und Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensrealitäten.

Die Beschäftigung mit dem Thema sehen wir als Beitrag für die Bildung und Festigung der eigenen Identität und in präventiver Weise als mögliche Immunisierung gegenüber menschenverachtender Hetze und Verschwörungsdenken.

 

Im ersten Teil soll über die Thematisierung der Rolle von Werten im eigenen Alltag die Wichtigkeit von demokratischen Grundlagen im Zusammenleben vermittelt werden. Dieser erfahrungsorientierte Ansatz nimmt die Teilnehmenden aktiv mit in den Prozess der Reflexion und bietet die Möglichkeit, anhand von eigenen bzw. auch Gruppenerlebnissen persönliche Wertekategorien zu analysieren und/oder gemeinsam zu diskutieren. Die TN werden sich bewusst, wie sehr demokratisch begründete Werte ausschlaggebend für eine gelingende und friedlich zusammenlebende Gesellschaft sind.

Im zweiten Teil wird basierend auf diesen Erkenntnissen die Brücke zur globalen Ebene geschlagen. Am Beispiel mehrerer Rechtsdokumente, wie der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wird erarbeitet, dass nur demokratisch und humanistisch geprägtes Miteinander Gleichberechtigung herstellen und einen wirksamen Schutz vor Ausgrenzung und Unterdrückung bieten kann.

Hintergründe

Werte sind ein wichtiger Orientierungsrahmen allen menschlichen Handelns. Wir erlernen sie über die Sozialisation in Familie und privatem Umfeld, über den zwischenmenschlichen Kontakt im öffentlichen Leben, vermittels Medien und auch über tradierte Normen und Gesetze, die in unserer Gesellschaft etabliert sind. Werte sind allerdings nicht vorgegeben bzw. als „ewige Wahrheiten“ zu verstehen, sondern unterliegen auch einem stetigen Wandel und sozialer Rekonstruktion. Dieser gesellschaftliche Wertewandel vollzieht sich zumeist langsam und über Generationen hinweg. Werte bieten uns eine Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für unsere Verhaltensweisen im Umgang mit unseren Mitmenschen.

In unserer Gesellschaft sind demokratisches Handeln und die allgemeinen Menschenrechte eine Richtschnur für die Gestaltung der sozialen und politischen Beziehungen. Entsprechende Ideen und Prinzipien haben eine lange (Vor-)Geschichte, die von der Antike über die Renaissance bis in die Gegenwart reicht.

Trotzdem können wir uns nicht automatisch auf die Wirksamkeit demokratischer Werte und der Menschenrechte verlassen. Immer wieder neu müssen wir die Notwendigkeit von gemeinsamen sozialen und moralischen Grundlagen vermitteln und miteinander aushandeln. Gerade in den letzten Jahren erleben wir vermehrt die Infragestellung und Ablehnung von demokratischen Prozessen. Verschwörungstheorien als Teil von demokratiefeindlichen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Narrativen bedrohen den demokratischen Grundkonsens in unserer Gesellschaft. Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie haben Verschwörungserzählungen erheblich zu Radikalisierungsprozessen (siehe Unterrichtseinheit Nr. 8) auf individueller und gesellschaftlicher Ebene beigetragen. Es werden zentrale gesellschaftliche Institutionen wie die parlamentarische Demokratie, unabhängige Medien und Wissenschaftseinrichtungen in Frage gestellt. So werden etablierte Printmedien und der öffentlich-rechtliche Rundfunk pauschal als „Lügenpresse“ und „Systempresse“ verunglimpft, wissenschaftliche Erkenntnisse werden geleugnet und Wissenschaftseinrichtungen als Teil einer angeblich korrupten (globalen) „Elite“ diffamiert. Demokratische Strukturen werden gezielt angegriffen und es wird versucht, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander aufzuhetzen und angeblich „Schuldige“ anzuprangern, die pauschal für vermeintliche Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden und denen zudem absichtsvolles Handeln unterstellt wird.

Diesen Entwicklungen wollen wir mit einer Stärkung humanistischer und menschenrechtlicher Grundwerte begegnen. Denn das Bewusstsein für die Wichtigkeit von demokratischen Prinzipien als Grundlage gleichberechtigten Zusammenlebens kann eine wirksame Immunisierung gegen die menschenfeindliche und abwertende Hetze verbreiteter Verschwörungstheorien und -erzählungen bieten.